Mein Sportsoldatenjahr

von Philipp Illerhaus

Grundausbildung

Ab dem 04.01.2016 wurde ich mit drei weiteren Segelflugsportsoldaten (Stefan Frank, David Barth, Kilian Biechele) zu einer verkürzten,sechswöchigen Grundausbildung nach Hannover eingezogen. Dort haben wir die Grundzüge des militärischen Lebens kennengelernt. Dazu gehörten unter anderem der Umgang mit Schusswaffen, in meinem Fall mit P8 und G36, eine medizinische Ausbildung und eine Wachausbildung. Für mich war es interessant aus erster Hand zu erfahren, was hinter den Kulissen einer Kaserne abläuft. Dabei stellten wir fest, dass sich unsere Grundausbildung von der üblichen Ausbildung grundlegend unterschied.

Abschluss der Grundausbildung: das Gelöbnis

Vorbereitung auf Südfrankreich

Nachdem wir erfolgreich die Grundausbildung abgeschlossen hatten, wurden wir in eine Kaserne ins Saarland abkommandiert. Hier hatten wir die Möglichkeit den letzten Feinschliff an unseren Flugzeugen vorzunehmen, um für das kommende Trainingslager in Südfrankreich optimal vorbereitet zu sein. Zusätzlich haben wir einen zweitägigen,hochwertigen, theoretischen Alpenflugkurs von Benjamin Bachmeier erhalten, indem er uns das Fliegen in den Alpen näher gebracht hat und uns wertvolle Ratschläge mit auf den Weg gegeben hat. Außerdem haben wir, gemeinsam mit unserem militärischen Vorgesetzten, Martin Hammer, einen Ausflug zu den Luftwaffenstützpunkt nach Königsbrück gemacht. Dort hatten wir die Möglichkeit,die Symptome bei Sauerstoffmangel in einer Unterdruckkammer zu simulieren.

Höhentraining in der Unterdruckkammer

Alpenflugeinweisung Puimoisson Frühjahr

Im Anschluss ging es Anfang März in das Trainingslager nach Südfrankreich, um das Fliegen in den Französischen Seealpen zu erlernen.

Um optimale Trainingsbedingungen zu ermöglichen, standen uns, zusätzlich zu unseren eigenen Flugzeugen, zwei Leistungsdoppelsitzer vom Typ Arcus T und Arcus M zur Verfügung. Im Teamflug mit Begleitung der beiden Trainer, dem ehemaligen Bundestrainer Uli Gmelin und Markus Barrois, sowie durch ausgedehnte Briefings und Debriefings, hatten wir uns schnell im Gebirge eingeflogen und konnten nach kurzer Zeit eigenständig Flugerfahrungen sammeln. Schon nach wenigen Flügen wurde mir klar, wie faszinierend und atemberaubend das Fliegen in den Alpen ist.

Beide Arcen im Teamflug

Obwohl die Saison in Deutschland kaum begonnen hatte, konnten wir bereits zu diesem Zeitpunkt auf die Erfahrung von etwa 100 Flugstunden in dieser Saison zurückgreifen.

Schneebedeckte Hänge am Col d’Allos
Hangfliegen an der Coupe

D- Kader Training Bayern Burg Feuerstein

Zurück in Deutschland stand dasTrainingslager vom D-Kader Bayernauf dem Flugplatz Burg Feuerstein an. Bevor ich daran teilnehmen konnte, habe ich zunächst die DG 300, mit der ich in Südfrankreich unterwegs war, mit unserem Vereinsflugzeug, einer ASG 29, ausgetauscht um für den kommenden Hahnweide Wettbewerb auf diesem Flugzeug eingeflogen zu sein.Ich war total begeistert wie professionell das D-Kader Training von Bayern aufgebaut war. Täglich wurden Aufgaben ausgeschrieben und ein Wettbewerb simuliert. Durch die Briefings, Einteilung in Trainingsgruppen und Mentales Training mit einem professionellen Coachkonnte man viel dazulernen.Wir Sportsoldaten wurden sofort herzlich aufgenommen und behandelt, als würden wir schon immer dazugehören.

50. Internationaler Hahnweide Wettbewerb

Mit optimaler Vorbereitung aus dem D-Kader Training in Burg Feuerstein bin ich beim internationalen Hahnweide Wettbewerb, südlich von Stuttgart, angekommen. Für mich war es das erste Mal auf der schwäbischen Alb zu fliegen. Durch das besonders gute Wetter waren in der 18 Meter Klasse Schnittgeschwindigkeiten von über 120 km/h keine Seltenheit. Eswar sehr interessant und lehrreich sich mit dem extrem guten Teilnehmerfeld zu messen und zu sehen, wie viel man noch aus einem Tag rausholen kann. Unabhängig vom Wettbewerb hat es viel Spaß gemacht in dieser tollen Region bei super Wetter zu fliegen, sodass ich, unüblicherweise, nach geflogener Aufgabe nicht gelandet bin, sondern weiterflog.

Trainingslager Marpingen \ Motorsegler

Im Gegensatz zu dem Wettbewerb auf der Hahnweide, hatten wir in Marpingen nicht so viel Glück mit der Wetterlage. Der Platz war leider nicht befliegbar, daher mussten wir nach Hoppstädten ausweichen.Die tägliche, lange Fahrt vor dem Flug war nervenaufreibend. Wenn es doch mal fliegbare Tage gab, wurden diese durch Gewitter und Schauer bestimmt. Durch diese Ausgangslage hatte ich die Zeit und die Möglichkeit meinen Motorseglerschein zu machen.

Trainingslager Marpingen

Stillberghof

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war das zweiwöchige Trainingslager am Stillberghof in der Nähe von Donauwörth. Begleitet wurde das Trainingslager von sehr guten Piloten wie Robert Schymala und Stefan Langer.Ein typischer Tagesablauf bestand darin, sich auf den Flug vorzubereiten, um anschließend bei gutem Wetter zu fliegen. Nach der Landung und der obligatorischen Nachbereitung ermöglichte uns das Sommerwetter ausgedehnte Grillabende und das Schlafen unter freiem Sternenhimmel.

Was braucht man mehr? Schlafplatz unter freiem Himmel.
Mein Arbeitsplatz in luftiger Höhe.

Qualifikationsmeisterschaft in Lüsse

Anschließend an das Trainingslager vom Stilberghof ging es dann nach Lüsse auf den Qualifikationswettbewerb. Für mich war es das erste Mal in der Gegend um Berlin zu fliegen. Trotz der fehlenden Berge hat man hier durch den Sandboden ein thermisch sehr aktives Gebiet. Wegen des grandiosen Wetters war es keine Seltenheit, dass wir in der Clubklasse die ausgeschriebenen Aufgaben mit Schnittgeschwindigkeiten von über 90 km/h absolviert haben.

Optimales Segelflugwetter in Lüsse

Südfrankreich Herbst

Als letzter fliegerischer Programmpunkt in meinem Jahr als Sportsoldat, stand ein Aufenthalt in Südfrankreich an. Für mich war das Fliegen in den Französischen Seealpen im Herbst das absolute Highlight des Jahres. Für sechs Wochen lang mit einer ASG 29 im Anhänger nach Südfrankreich zu fahren ist ein unbeschreibliches Gefühl voller Vorfreude! Beim ersten Flug musste man sich erstmal wieder daran gewöhnen, so nah am Hang zu fliegen. Allerdings habe ich mich dann direkt ab dem zweiten Flug wieder wie zuhause gefühlt. In den nächsten Wochen hatten wir extrem viel Glück mit dem Wetter. Basis auf 4000 Meter, Streckenflüge über 700 km mit Schnittgeschwindigkeiten über 100 km/h waren keine Seltenheit.

Lac de St. Croix

Das Fliegen in den Alpen ist total faszinierend. Der Ausblick über verschiedene Bergseen und Gletscher ist atemberaubend. Eine der Besonderheiten des Fliegens in den Alpen ist, dass man fast täglich bis nach Sonnenuntergang fliegen kann. Den Sonnenuntergang aus dem Flugzeug zu beobachten ist eines der schönsten Erlebnisse, die ich jemals erfahren durfte.

Fliegen über Gletscher
Mont Blanc
Matterhorn

Ich kann es kaum erwarten, nächstes Jahr wieder nach Puimoisson zu fahren!

Fazit

Für mich war das Jahr als Sportsoldat etwas ganz Besonderes, gefüllt mit unbeschreiblichen Erlebnissen. Sich für ein Jahr nur auf das Segelfliegen konzentrieren zu können, war für mich ein wahr gewordener Traum. Durch die 400 Flugstunden, die ich in dieser Saison fliegen konnte und die optimalen Trainingsmöglichkeiten, habe ich mich fliegerisch enorm weiterentwickelt. Auch die Erlebnisse, die ich außerhalb des Flugzeugs auf verschiedenen Flugplätzen erfahren durfte, waren unvergesslich. Ich bin sehr dankbar, dass mir diese Möglichkeit gegeben wurde und kann es nur jedem, der genau so fasziniert und begeistert von der Segelfliegerei ist, empfehlen ein Jahr als beruflicher Segelflieger zu verbringen.

Sonnenuntergang über Puimoisson

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die dieses Jahr so unvergesslich gemacht haben: Martin Hammer, Markus Barrois, Uli Gmelin, Marco Barth und meinen drei Sportsoldatkameraden. Vielen Dank!