Erster 50 km Flug und Außenlandung

von Julius L.

Der folgende Erlebnisbericht schildert meinen ersten schriftlichen Flugauftrag, den ich außerhalb der Sichtweite eines Fluglehrers alleine auszuführen versuchte. Geplant war ein Ziel-Rückflug mit einer ungefähren Länge von 50km, den zuerst Robert und im Anschluss ich selbst erfliegen wollte.

Robert und ich haben bereits am Vorabend überlegt, welchen Wendepunkt wir wählen würden um günstigste Bedingungen erwarten zu können. Dafür haben wir die Wetterbedingungen genau studiert, um eine optimale Route planen zu können. Gute Thermik, aber auch Windgeschwindigkeiten von 20-30 km/h aus Südwest wurden vorhergesagt. Deshalb wollten wir die erste Strecke gegen den Wind fliegen, um möglicherweise mit dem Wind umdrehen zu können, sofern die Bedingungen und unser Können nicht übereinstimmen würden.

Die Beratung durch Fluglehrer Christof ergab, dass wir die Amöneburg meiden sollten, da dort im Normalfall eher wenig gute Thermik zu erwarten sei. Der etwas weiter östliche Flugplatz von Homberg/Ohm schien mehr zu versprechen, weshalb wir uns für diesen Flugplatz als Wendepunkt entschieden.

Am Sonntag bereiteten wir alles nötige für die Flüge vor, woraufhin Robert bei guten Bedingungen kurz vor 13 Uhr starten konnte. Er meisterte die Strecke ohne große Probleme und kam mit einer guten Höhenreserve am Flugplatz in Ziegenhain an.

Jetzt war ich gefragt, wollte ich denn an diesem vielversprechenden Tag ebenso den für Flugschüler wichtigen Flugauftrag erfliegen. Der erste Start endete sofort mit einer Landung, da die Wolkenfelder in einem sehr großen Tempo am Platz vorbeischwebten und ich nicht den passenden Anschluss finden konnte.

Start der AKS23 and der Winde

Der zweite Versuch, kurz nach 15 Uhr, war dann bereits besser. Aus der Winde habe ich sehr geringes Steigen gefunden, aber jeden Aufwind wollte ich an diesem Tag mitnehmen. Etwas später ist Elena, begleitet von Fluglehrer Christopher, in unserem Duo Discus „FE“ gestartet. Sie hatte noch eine Überlandeinweisung zu erfliegen. Nach 10 Minuten und keinem Meter Höhengewinn in der ASK23 bereitete ich mich bereits auf die Landung vor. In diesem Moment kam jedoch der Funkspruch von Christopher, ich solle ihnen nachfliegen, denn dort sei ein starker Aufwind zu finden. Ohne zu zögern habe ich mich ihnen angeschlossen, was sich für mich mehr als gelohnt hat.

Der Aufwind war sehr gut und beide Flugzeuge konnten bis auf 1400m MSL steigen. Da in Wolkennähe der Aufwind langsam abnahm oder ich einfach zu nachlässig geflogen bin, entschied ich mich, in Richtung meines Wendepunkts den nächsten Aufwind zu suchen. Ein paar Grad weiter westlich, nahezu parallel zu meinem Kurs, interessanterweise auf Kurs in Richtung Amöneburg, befand sich eine große Aufreihung von Cumuluswolken, welcher ich mich bedienen wollte. Dort konnte ich sofort einen weiteren Aufwind finden und mich auf 1600m MSL hocharbeiten.

Da ich bereits an der Wolkenbasis angekommen bin, entschied ich mich, den weiteren Flugweg aufzunehmen. Auf dieser Strecke hatte ich keinerlei Probleme, meine Höhe im Geradeausflug zu halten. Unter der gesamten Wolkenaufreihung konnte ich aufsteigende Luft nutzen und so optimal meinen Flugweg gestalten.

Mit Steigen unter den Woken entlang

Kurz darauf bin ich auf meinem Flugweg in Stadtallendorf angekommen. Ich hatte noch etwa 1400m MSL auf dem Höhenmesser stehen und entschied mich, noch einige Meter zu gewinnen. In Richtung Amöneburg sah alles gut aus, mein Wendepunkt in Homberg/Ohm war jedoch nicht sehr vielversprechend. Da ich meine Aufgabe dennoch gewissenhaft erfliegen wollte, bin ich 5 km vor Homberg/Ohm aus der Aufreihung herausgeflogen, um den Wendepunkt zu umrunden.

Auf diesem Stück ging es schon sehr deutlich schlechter. Über dem Wendepunkt war keine nutzbare Wolke zu finden, jedoch hat mich Robert vorher auf den Steinbruch am Stadtrand hingewiesen, da sich dort möglicherweise eine Thermikablösung finden ließe. Als ich den Wendepunkt also umrundet habe, bereits nur auf noch 1000m MSL flog und keine brauchbare Wolke in Reichweite sehen konnte, wollte ich mich am Steinbruch versuchen. Dort angekommen fand ich jedoch gleiche Bedingungen vor wie im gesamtem Umkreis zuvor: jedes Mal, als ich auf das Variometer geschaut habe, zeigte es 2m Sinkgeschwindigkeit pro Sekunde an.

Ich befand mich mittlerweile nur noch auf 900m. Der Flugplatz Ziegenhain, welcher auf 212m liegt, wurde mir in meinem Endanflugrechner bereits als nicht mehr zu erreichen angezeigt. Da fing ich an, mir Gedanken zu machen, ob der doch so sicher geglaubte Flug überhaupt noch auf dem Flugplatz enden sollte. Links und rechts von meinem Kurs konnte ich in einigen Kilometern möglicherweise brauchbare Wolken erkennen, jedoch war die Entfernung deutlich größer, als es für mich komfortabel gewesen wäre. Ich entschied mich, wieder Stadtallendorf anzufliegen. Der Wald, welcher um die Stadt herum gelegen ist, wurde von einer großen Wolke bedeckt. Auf dem Weg dorthin habe ich wieder einige Meter an Höhe verloren, jedoch kam ich unter der Wolke an.

Der tolle Blick aus dem Cockpit

Natürlich habe ich mir erhofft, dass diese Wolke den gewünschten Aufwind liefern kann, jedoch wurde ich enttäuscht. Erst ab einer größeren Höhe schienen diese Wolken zu arbeiten, was für mich ein Problem darstellen sollte.

Da ich mittlerweile nur noch 700m MSL auf dem Höhenmesser stehen hatte und mich über dem Waldgebiet befand, musste ich dort wieder abfliegen. Bevor ich in das Waldgebiet eingeflogen bin, überlegte ich mir, wo ich am besten landen könnte, jedoch habe ich keine genaue Stelle ausgemacht. Nun war jedoch die Zeit der Entscheidung gekommen. Ich hätte das Waldgebiet überfliegen und in der Nähe der Windräder landen können, da dort einige Felder zu sehen waren. Ich entschied mich jedoch dagegen, weil dort eine große Hochspannungsleitung bereits aus der Ferne zu erkennen war.

Also flog ich rechts aus dem Waldgebiet raus, dort waren aber leider auch nicht die schönsten Felder zu finden, die sich ein Segelflieger auf Aussenlandekurs vorstellt, jedoch sah es gut machbar aus. In der Ausbildung habe ich gelernt, dass braune Acker grünen Wiesen vorgezogen werden sollen, von diesen schönen braunen Ackern war aber leider weit und breit nichts zu sehen.

In gut zu erreichender Entfernung sah ich ein Feld, was auf einer Seite von Bäumen umgeben war und überlegte mir, dort zu landen. Ständig wachsam schaute ich aus dem Flugzeug heraus und nahm die Lage in Augenschein, um nicht vielleicht eine der Wiesen herum anvisieren zu können, die von Ausrichtung und Länge besser zu sein schienen. Aus dieser Höhe, ich befand mich etwa auf 250m über Grund, kann man bereits recht gut erkennen, wie der Boden beschaffen ist. Die meisten Felder waren recht hoch bewachsen.

Zwischen zwei solcher hoch gewachsenen Felder sah ich jedoch eine Wiese, die sehr gerade zu sein schien und keinerlei Hindernisse hatte. Kein Tier oder Zaun waren dort, auch keine größeren Steine, die ich bereits auf anderen Wiesen gesehen habe, waren dort zu finden. Also entschied ich mich, diese Wiese anzufliegen. Da man mir solche Situationen in meiner Ausbildung in ausreichender Fülle beigebracht hat, war ich also sehr gut vorbereitet und hatte keine Angst, auf der Wiese zu landen.

Im Gegenanflug auf die Wiese, die übrigens wie eine Landebahn aussah und die Beschaffenheit eines manchen Segelflugplatzes besaß, führte ich meinen Landecheck durch und fokussierte mich auf die Landung. Ich war mir noch immer sehr sicher, dass die Wiese meinen Anforderungen entsprach, da ich mit Gegenwind landen konnte. Die Landung klappte ohne Probleme und es fühlte sich auch nicht falsch an, auf einer Wiese zu landen.

Landebahn oder Jagdschneise

Nachdem ich am Boden ankam, wollte ich mich vergewissern, dass alles in Ordnung ist mit dem Flugzeug und der Wiese. Da ich keine seltsamen Geräusche oder ein Aufschlagen vernommen hatte, hatte ich mit keinen Problemen gerechnet. Die Wiese hatte nur eine Reifenspur und das Flugzeug hat keinerlei Schäden davongetragen.

Sehr kurz darauf kamen bereits erste Schaulustige. Am Bauernhof direkt nebenan fand ein Kindergeburtstag statt, welcher mit der Landung eines Segelflugzeugs eine besondere Attraktion zu bieten hatte. Die Kinder, welche sich das Flugzeug genau ansehen durften, und weitere Gäste waren sehr freundlich und zuvorkommend und haben mich gut empfangen können, worüber ich mich gefreut habe.

Der Überraschungsgast am Kindergeburtstag...
... sorgte für Begeisterung bei Klein und Gross!

Natürlich war ich frustriert, dass ich bei einem so guten Wetter auf der Wiese den Flug beenden musste, aber dennoch hatte ich ein gutes Gefühl, da die Wiese sehr gut beschaffen war und ich sogar gegen den Wind mit minimaler Steigung landen konnte. Ich habe letztendlich 60km zurückgelegt, die mir zwar für meinen Ausbildungsabschnitt gereicht haben, aber eigentlich wollte ich alles perfekt machen. So läuft es aber leider nicht in der Segelfliegerei und damit musste ich mich am Ende des Tages zufriedengeben.

Vielen Dank hierbei an meinen Rückholer Tobias, der mich mit motivierenden Worten und sehr guter Laune vom Feld geholt hat, und an die restlichen Vereinsmitglieder, die anwesend waren und mich tatkräftig unterstützt haben.

Tobias mit Auto und Anhänger ... in wenigen Minuten ist alles eingepackt

Der hier beschriebene 50 km-Flug von Julius: http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=5154940

Ergänzend der 50 km-Flug von Robert: http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=5154988